Mysteriöses Klopfen im Faulturm
Die AöR geht der Sache auf den Grund
Ein ungewöhnliches Klopfgeräusch im Faulturm weckte im März dieses Jahres die Aufmerksamkeit der Mitarbeitenden der Kläranlage Weißenfels. Der Turm ist das Herzstück der Anlage: Hier vergärt Klärschlamm ohne Luftzutritt, Biogas entsteht. Ein Mischer hält die Masse in Bewegung – doch genau hier wurde die Ursache für das mysteriöse Klopfen vermutet. Die Folgen waren spürbar: Die Gasproduktion sank, die Anlage erzeugte weniger eigenen Strom und es musste mehr Energie zugekauft werden. Außerdem drohte der Schlamm dichter zu werden, was die gesamte Aufbereitung erschwert hätte.
Herausforderung Turmöffnung
Bevor der Mischer repariert werden konnte, musste der Zugang vergrößert werden. Die bisherige Öffnung (DN 650) war nur so groß wie ein Autoreifen. Für sicheres Arbeiten ist mindestens ein Meter Durchmesser (DN 1000) nötig – etwa wie ein Kinderplanschbecken. Die Umsetzung war ein Kraftakt: Erst musste die Decke des Turms statisch abgesichert werden, dann hievte ein Kran einen Stahlträger nach oben. Schließlich bohrten Spezialisten ein metergroßes Loch in den Beton und zogen einen mehrere hundert Kilo schweren Bohrkern heraus. Zuletzt wurde der Einstiegsschacht eingesetzt – das „Tor zum Turm“. Parallel liefen die Arbeiten für die eigentliche Reparatur. Der Mischer wurde ausgebaut und überholt, Leitungen gespült, der Faulschlamm wurde zum großen Teil ausgesaugt und entwässert. Ein erfahrenes Taucherteam stieg in den Turm, um Reparaturbedarf und die erforderliche Faulschlamm-/Sandabsaugung zu erkunden. Aus geplanten zehn Tauchtagen wurden 21, da das Schlammgemisch deutlich dichter war als erwartet. Zahlreiche Fachbetriebe waren beteiligt, von Stahlbau über Kernbohrung bis zu Hochdruckreinigung und Taucheinsätzen. Alles musste genau abgestimmt werden – unter strengen Sicherheitsauflagen, denn im Faulturm entsteht leicht entzündliches Biogas.
Aufwand und Kosten
Die Gesamtkosten lagen bei rund 215.000 Euro. Darin enthalten waren statische Berechnungen, Stahlbau samt Montage, die Überholung des Mischers, Kernlochbohrung, neuer Einstiegsschacht mit ringförmiger Anschlussplatte (Flansch), mehrere Kraneinsätze, mobile Faulschlammentwässerung, Spül- und Höchstdruckreinigung, tauchgestützte Arbeiten und die nötige Logistik.
Investition in die Zukunft
Der neue Einstieg machte nicht nur die aktuellen Instandsetzungen möglich, sondern erleichtert auch künftige Wartungen. Gleichzeitig konnte die Gasproduktion – und damit die eigene Stromerzeugung – wieder stabilisiert werden. Mit dem neuen „Einstiegstor“ ist die Anlage für die kommenden Jahre gut gerüstet. Was nach einem technischen Detail klingt, ist in Wahrheit ein entscheidender Baustein, damit unsere Kläranlage sicher, wirtschaftlich und umweltfreundlich arbeiten kann – im Dienste aller Bürgerinnen und Bürger im Entsorgungsgebiet. Übrigens: Das anfängliche Klopfgeräusch im Turm – ob vom Mischer oder nicht – ist nach dem Einsatz verschwunden.